Samstag, 28. März 2009

Endlich: Psychotherapeuten werden ihre eigenen Patienten!


Werden wir dieses Museum noch erleben?

Nun ist es anscheinend doch soweit: Die Gesundheitsreform muss für einige Psychotherapeuten und Seelsorger einen solchen "Umsatzeinbruch" bewirkt haben, dass sie sich jetzt offensichtlich
selbst therapieren müssen - anders ist der folgende Fall wohl kaum zu erklären.


Auf dem „6. Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge“ vom 20. - 24.05.2009 in der „Stadthalle und Universität“ von Marburg sollen Referenten auftreten, die Homosexuelle zu Heterosexuellen „verändern“ wollen.

Die Referenten kommen von Organisationen wie Wüstenstrom
oder dem Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft und sind der Überzeugung, dass Homosexualität etwas hoch Flexibles und Veränderbares sei, also etwas, das Motiven folgt und der zwischenmenschlichen Aushandlung unterliegt.
Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, dass diese Organisationen selbstverständlich einen christlich-evangelikalen Hintergrund haben, denn dass solche Thesen absolut nichts mit Fachwissen zu tun haben, dürfte wohl jedem Menschen mit halbwegs funktionierender Hirnmasse klar sein.

Wenn man nun diese Organisationen kennt und sie ausgerechnet zu solch einem "Internationalen Kongress für Psychotherapie" einlädt, ihnen dann auch noch die Erlaubnis erteilt, ihre kruden, mittelalterlichen und von der Wissenschaft längst klar widerlegten Thesen einem internationalen Publikum von Fachärzten mitzuteilen und auf diese Weise die deutsche Ärzteschaft in der ganzen Welt zu blamieren, dann muss einem zwangsläufig der Verdacht kommen, dass die Psychotherapeuten zukünftig wohl ihre eigenen Patienten werden wollen.

Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland hat einen offenen Brief an die Veranstalter dieses Kongresses (oder sollte man unter diesen Umständen besser "Psychologen-Kabarett" sagen?) geschrieben, den man hier nachlesen kann.

Hier ein kurzer Originaltext aus diesem Brief:
"Besonders problematisch ist, dass Probanden, die nicht in der Lage oder nicht bereit sind, ihre homosexuelle Orientierung zu unterdrücken, fallen gelassen werden und keinerlei Unterstützung mehr erfahren. 2008 berichtete der SWR (Videos und Hintergründe auf www.gaynial.net) über ehemalige Klienten von Wüstenstrom, die nach fragwürdigen jahrelangen sowie kostenintensiven „Beratungen“, diese suizidgefährdet abbrechen mussten. Betroffene wurde nach den SWR-Beiträgen hinterher gezielt bedroht, um sie mundtot zu machen."

Tja, dass solche "Umpolungsversuche" schon vor Jahren in den USA von selbsternannten "Wissenschaftlern" (die nichts anderes waren als religiöse Fundamentalisten und Fanatiker) zu Selbstmorden während ihren "Therapien" geführt haben, ist nichts Neues. Aber auch diese Erfahrungen schrecken unsere christlichen Eiferer nicht ab. Es ist ja auch viel wichtiger, Frauen zu drangsalieren, wenn sie eine Abtreibung vorgenommen haben, denn jede Form von Leben muss ja geschützt werden - sobald das Leben dann aber auf der Welt ist, nimmt man schon mal den einen oder anderen Selbstmord in Kauf, denn dieser Mensch war ja selbst schuld! Was handelt der auch den selbsterfundenen Moral-Gesetzen der einzig wahren Lehre zuwider?

Ausserdem bedeutet der Suizid eines "fehlgeleiteten" Homosexuellen ja auch gleichzeitig einen Homosexuellen weniger - wenn der so "beratungsresistent" ist und auf die "von Gott persönlich autorisierten und zertifizierten Therapien" einfach nicht anspricht, dann ist es nicht schade drum, denn der Mensch wäre ja mit diesem Sündenkonto sowieso in der Hölle gelandet.
Also ist das "Therapieziel" in gewisser Weise doch erfüllt.


Ja, meine lieben Leser - das nennt man wohl "schwarzen Humor" und einigen wird dieser Humor vielleicht auch zu schwarz sein.
Aber dazu will ich klarstellen:
Je mehr ich die Entwicklung der letzten Jahre beobachte, je mehr ich fast täglich mit dem Gotteswahn und den Fundamentalisten - nicht nur den christlichen, auch den muslimischen und anderen - konfrontiert bin, in den TV-Nachrichten, den Zeitungen und allen anderen Medien, desto mehr komme ich zu der Überzeugung, dass diese Wahnsinnigen die wirklichen "Teufel" sind, als die sie selbst die Atheisten und Konfessionsfreien immer bezeichnen.


Solche Irren machen eine Gesellschaft kaputt. Toleranz (ohne die KEINE demokratische Gesellschaft funktioniert) ist für sie ein Fremdwort, sie säen Zwietracht und Misstrauen, akzeptieren einzig und allein ihre eigene Meinung und ihren eigenen Lebensstil, wähnen sich im Besitz der einzigen Wahrheit und verdammen und verurteilen alles, was nicht in ihre krude und absurde Weltanschauung passt.

Nein, nicht ich oder andere Humanisten gehen gleichgültig mit dem Leben um, sondern die, die am lautesten schreien, wie sehr ihnen das Leben angeblich am Herzen liegt.
Wer in unserer aufgeklärten Zeit die wissenschaftlichen Fakten ignoriert und weiterhin Selbstmorde aufgrund fragwürdiger und völlig unsinniger Therapien in Kauf nimmt, diese auch noch relativiert oder einfach verleugnet, ja sogar andere dazu anstachelt, diesen Blödsinn ebenfalls anzuwenden, der ist der wahre Feind des Lebens und der Menschen.
Respekt vor solchen Ideologien zu haben ist verantwortungslos und dumm und es könnte uns irgendwann einmal teuer zu stehen kommen.


Jedem, der sich über die Geschichte der Religionen informiert hat, muss klar sein, dass wir zwar heute eine Demokratie sind, in der zum Glück die Kirchen keine weltliche Macht mehr haben, aber das kann sich auch jederzeit wieder ändern. Wer wissen will, wie es aussieht, wenn Religion die Macht hat, der kann sich ja mal eine Steinigung im Iran ansehen.
Jeder der meint, man könnte den Verblendeten ruhig wieder Macht anvertrauen, weil er fälschlicherweise glaubt, sie würden das Leben schützen und respektieren, der sollte sich darüber klar sein, dass es schnell wieder Scheiterhaufen und Folterkeller geben könnte - und die, die sie errichten und früher errichteten haben KEINEN Respekt vor dem Leben.


Wenn nur ein Einziger mal kurz inne hält und darüber nachdenkt, dann wär schon viel erreicht.

Und ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich nach dem 24. Mai dieses Jahres nochmal einen Neurologen besuchen würde...

Euer Nudelmops

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