Sonntag, 20. Mai 2012

Die Zweiteilung des Gehirns...

oder:

Warum ich meiner Mutter nichts mehr glaube!

 



















Liebe Pastas und Andersgläubige,

seit unser Prophet Bobby Henderson vor einigen Jahren von den nudeligen Anhängseln des Fliegenden Spaghettimonsters berührt wurde, hat sich der Monsterglaube der einzig wahren Religion über die ganze Welt verbreitet. Doch während die Christen schon vor 1000 Jahren Kreuzzüge brauchten, um ihren Irrglauben zu verbreiten, sind wir Pastafaris besonders stolz darauf, dass wir keinen solchen Spaghettizug nötig hatten.
Wozu auch, die Menschen erkannten ES und wurden erleuchtet. Von Stund an huldigten sie den Spaghettis und übertrafen sich gegenseitig in der Rezeptur und der Grösse der Fleischbällchen - ein wahrlich monstergefälliges Leben.

Aber warum reden sich eigentlich so viele Menschen immer noch ein, dass der Glaube an einen Gott etwas gutes oder wichtiges ist?
Ich kann da nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen:


Wer mich kennt der weiss, dass auch meine Mutter (mein Vater eher weniger) eine gläubige Christin ist. Als mich unser nudeliger Schöpfer mit seinen ebensolchen Anhängseln aus ihrem Bauch zog, da fiel meiner Mutter sofort ein, mich so schnell wie möglich in eine christliche Kirche zu schleppen und mich ohne meine Einwilligung taufen zu lassen.
Als ich anfing zu laufen und zu sprechen (damit meine ich VERSTÄNDLICH zu sprechen), war das erste, das sie mir beibrachte, ein christliches Gebet. Und auch wenn ich mit 3-4 Jahren nicht richtig verstand, was sie eigentlich von mir wollte, hab ich es wie selbstverständlich nachgeplappert - was die Mama sagt, kann ja nicht falsch sein.

Irgendwann kam ich in die Schule und noch bevor ich schreiben und rechnen konnte, hatte ich schon von einem gewissen Jesus gehört, den man vor rund 2000 Jahren auf ziemlich brutale Art und Weise ins Jenseits befördert hatte. Womit ich allerdings recht wenig anfangen konnte war die Ansicht, dass der doch nicht tot sein sollte, sondern irgendwo im Himmel rumspukte und auf uns wartete - warum und wozu auch immer.

Da zu dieser Zeit bereits mein Opa und eine Uroma gestorben war, wusste ich schon ziemlich sicher, dass die ganz bestimmt tot sind und weder irgendwo rumflogen, noch irgendwann wiederkommen würden, denn man hatte sie ziemlich tief verbuddelt.
Was mich aber ungeheuer reizte, waren die Christusfilme im Fernsehen. Sie liefen meist zu Ostern und Weihnachten schon im Nachmittagsprogramm. Eine FSK gab es entweder damals noch nicht oder es scherte sich niemand drum - jedenfalls fieberte ich jedesmal der Kreuzigungs-Szene entgegen (der Rest des Films war irgendwie langweiliges Beiwerk).
Diese Szene wurde auch recht ausführlich gezeigt, während ich mich mit klopfendem Herzen hinter einem Kissen versteckte, denn das war für die damalige Zeit doch sehr brutal.

Natürlich kam was kommen musste, denn ich wollte zwar die Gewalt sehen, aber gleichzeitig verabscheute ich sie und die nächsten 3 Nächte hatte ich furchtbare Alpträume. Ich sah immer diese Kreuzigung vor mir und bei jedem Kruzifix an der Wand erschreckte ich mich.
Es beruhigte mich auch nicht wirklich, als meine Mutter mir immer wieder versicherte, dass der nicht tot war, sondern auferstanden und in den Himmel geflogen sei.
Sie faselte aber nicht nur was von Auferstehung, sondern auch von einem Gott, der sein Vater gewesen ist und die Erde angeblich in 7 Tagen erschaffen hat. Auch das kam mir merkwürdig vor, denn schon unser Dorf war bautechnisch eine Menge Arbeit - die ganze Welt war in 7 Tagen mit Sicherheit nicht zu schaffen.

Dann kam der Tag, der mein ganzes Weltbild erschütterte und der mich heute noch nachdenklich stimmt.
In der 4. Klasse erzählte uns die Lehrerin etwas vom Urknall und der Entstehung des Universums. Wie bitte? Doch nicht in 7 Tagen? Was meinte die mit "Milliarden von Jahren"?
Von der Milliarde hatte ich im 4. Schuljahr noch keinen richtigen Begriff, aber ich wusste, dass es unwesentlich mehr war als 7!
Ich weiss nicht warum, aber ich glaubte damals den Lehrern immer mehr als meinen Eltern. Der richtige Schock kam dann aber in der nächsten Schulstunde, denn da hatten wir Religion.


Und diese Religionslehrerin ezählte plötzlich dieselbe Grütze wie meine Mutter!
Hä? Hatten die Lehrer sich nicht abgesprochen oder gab es 2 Wahrheiten zur gleichen Zeit?
Als ich an diesem Tag nach Hause kam, war ich völlig durcheinander und das hörte auch über Jahre hinweg nicht auf. Meine Mutter hatte nämlich vom Urknall noch nie was gehört.
Da wurde mir klar, dass es ihr leicht fallen musste, die Religion als wahr anzusehen.
Vor allem aber deshalb, weil sie dieselben Geschichten, die sie mir erzählte, schon von meinen Grosseltern "gelernt" hatte und die es von ihren Eltern und Grosseltern usw.

In den folgenden Jahren erfuhr ich mehr über Biologie, Physik und die Entstehung des Universums und der Erde. Auch über Evolution und wie die Welt funktioniert.
Für meine Mutter war das alles neu und fremd, sie selbst schien in der Schule nicht mehr gelernt zu haben als das Schreiben des Namens und Rechnen bis 100 - die Fächer, die wir hatten, waren ihr relativ unbekannt. Und sie hörte nicht auf, mir Geschichten aus der Bibel zu erzählen und selbst wenn sie noch so absurd waren, sie glaubte daran - und das tut sie bis heute.
Von da an glaubte ich meiner Mutter nichts mehr - ihre Lebenserfahrung schien sich auf die Bibel zu gründen, das konnte ich nicht mehr ernst nehmen.

Mit 14 wurde ich konfirmiert und musste regelmässig zum Konfirmandenunterricht antreten. Je mehr ich dort hörte, umso weniger konnte ich das auch nur im geringsten mit den Tatsachen des Lebens und der Welt in Einklang bringen. Schliesslich war das, was ich in der Schule lernte, wissenschaftlich fundiert und bewiesen - wie also konnte man die kruden Theorien der Kirche als glaubwürdig ansehen?
Am absurdesten waren die Erklärungen, die jeder Pfarrer bei kritischen Nachfragen parat hatte. Sie waren noch lächerlicher als die Geschichte selbst und ich hatte den Eindruck, je absurder die Erklärung, desto mehr wurde sie von den anderen geglaubt.

Wenn ihr mich jetzt fragt, warum ich mich konfirmieren liess - ganz einfach, aus dem selben Grund wie die meisten meiner Mitschüler:
Es gab eine grosse Party mit noch grösserer Verwandtschaft und viele teure Geschenke. Ausserdem war das der Tag, an dem man endlich Alkohol trinken durfte und von den Behörden gesiezt wurde - welcher Jugendliche konnte da widerstehen?

Doch eines wurde mir klar: Religion und wissenschaftliche Tatsachen kann man nur dann zugleich akzeptieren, wenn man sein Gehirn in 2 Hälften teilt, von denen die eine Hälfte gar nicht weiss, dass es die andere gibt und die man situationsbedingt umswitchen kann wie einen Wechselschalter.
Sobald man beide einschaltet, gibts einen Kurzschluss und man explodiert.


Jetzt werdet ihr fragen, warum ich dann gläubiger Pastafari bin?
Gute Frage, logische Antwort:
Es wurde mir klar, dass wir die einzig wahre und wissenschaftlich fundierte Religion haben, die ausserdem ein äusserst attraktives Leben nach dem Tod bietet. Wir haben im Pastafari-Himmel eine Stripperfabrik und einen Biervulkan, der unablässig ausbricht und an dem alle willkommen sind.
Unser Beweis, dass die Klimaerwärmung hauptsächlich auf den Rückgang der Piraten zurückzuführen ist, wurde noch von keinem Wissenschaftler wiederlegt. Deswegen sind wir ja alle Piraten und wenn irgendwann alle Menschen Piraten werden, dann ist unser Planet gerettet.

Das alles ist wesentlich erstrebenswerter als ein langweiliges Rumliegen auf einer Wolke neben einem bärtigen Diktator und Massenmörder, dem die Menschenrechte wurscht sind und den man den ganzen Tag anbeten und bedienen muss. Ich hoffe, die Christen sind so clever und starten da oben gleich mal eine Revolution, um den abzusetzen - wie Demokratie geht, müssten die meisten ja langsam wissen...

RAmen!


Euer Nudelmops

(P.S.: Auch hier wieder die kleine Bitte, meine Banner rechts oben zu klicken (Dem Nudelmops was Gutes tun?) - Ihr macht mir damit wirklich eine grosse Freude...
Danke!)

2 Comments:

Anonymous Ryo_Ohki said...

Wow, also das erinnert mih stark an meinen werdegang :D

11. Juni 2012 um 22:48  
Anonymous Nudelmops said...

Ahoi Ryo,
ja, ich glaube so oder so ähnlich ergeht es vielen bis sie erwachsen sind.
Und es gehört in einem solchen Umfeld viel Mut und Selbstbewusstsein dazu, sich dagegen zu stellen...
RAmen!

12. Juni 2012 um 11:27  

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